Probeneindrücke: Wald und Höhle, Gretchens Stube

Ach, die Probe war unterhaltsam...
Erst einmal habe ich mir Gretchen ganz anders vorgestellt. Sie war aber eine positive Überraschung, da Gretchen mich auf irgendeine Art und Weise gefesselt hat. Wahrscheinlich lag es auch an ihrem Aussehen: sie trug eine knallrote Daunenjacke (schon eher einen Mantel), in welcher sie klein und zart aussah. Zudem hat Gretchen kurzes blondes Haar, was meinen Vorstellungen komplett widersprach.
Dass Mephisto von einer Frau darstellt wird, finde ich persönlich super! Warum sollten Frauen nicht auch die Möglichkeit besitzen, in Goethes Faust die "fiese" Rolle des Mephisto zu verkörpern? Ob die Kleiderauswahl bei allen Kostümen nun in Endfassung war, weiß ich nicht, aber das Kostüm Mephistos hat mich nicht ganz überzeugt.
Der Darsteller Fausts hat mir persönlich sehr gut gefallen. Seine Stimme hat mich an die von Matthias Schweighöfer erinnert, sie hat etwas Besonderes. Zudem fand ich das gewählte Kostüm lustig, da er eine Kette trug, auf welcher die Buchstaben "C-O-O-L" abgebildet waren, was für das ganze Publikum gut lesbar war! Somit konnte man die Kette direkt in Beziehung zum Rest seines Daseins setzen. Dennoch: mir fiel direkt auf, dass auch die Darstellung der Faustrolle ganz anders war als von mir erwartet. In den gespielten Szenen kam Faust als ein extremer Versager rüber - nicht nur aufgrund seines Handelns, sondern aufgrund der Art und Weise, wie er handelt und wie er seine Worte ausspricht (Schnelligkeit/Betonung).
Alles in allem war ich von der Inszenierung sehr angetan, und die Umwandlung der Figuren in die moderne Zeit ist speziell, aber genial, da man dadurch an dem Stück hängen bleibt! Die Schauspieler waren extrem cool drauf, haben Worte aufgrund ihrer Verzweiflung (da nicht alles auf Anhieb geklappt hat) lustig betont und ausgesprochen und eine Puppenspielerin hat einfach mittendrin ein Rad geschlagen.
Als die Szenen irgendwann immer wieder gespielt wurden, wurde es nach einer gewissen Zeit natürlich langweilig ...
Aaaaaaaber mein persönliches Highlight kam zum Schluss: der Chor. Als Gretchen verzweifelt in ihrer Stube am Klavier spielte, ergänzte ein wunderschön anzuhörender Chor ihre Stimme und unterstützte Gretchens verzweifelten Monolog in hoher Stimmlage. Als diese Szene wiederholt wurde, habe ich mich natürlich gefreut.

Jana Rose